Wohl erst im 15. Jahrhundert hielten die heute üblichen Kostüme und Masken Einzug in Fastnacht und Karneval – vermutlich als ganz bewusste Reaktion auf die „Verteufelung“ des fastnächtlichen Treibens durch strenge Theologen. Es ist also kein Zufall, dass Teufel, Dämonen und Hexen noch immer zu den gängigen Gestalten vor allem der schwäbisch-alemannischen Fastnacht gehören. Die wahrscheinlich markanteste Figur ist allerdings der Narr geworden. Narren finden sich sowohl bei den großen Umzügen der Karnevals-Hochburgen als auch in den Gassen der Straßenfastnacht im schwäbisch-alemannischen Raum wieder – und nicht zuletzt im Sprachgebrauch: etwa im rheinländischen Synonym „Jeck“ oder in Form des Fasnet-Rufs „Narri, Narro“.
Auch in vielen Bräuchen ist der freche, unverschämte Narr allgegenwärtig, etwa indem er seinen Mitmenschen im Narrenspiegel die Verfehlungen des Jahres vorhält. Besonders prominent wird das zum Beispiel beim Narrengericht in Stockach nahe des Bodensees zelebriert, wo sich jedes Jahr Persönlichkeiten aus der Landes- oder Bundespolitik als „Angeklagte“ verantworten müssen. Alltäglicher geht es beim „Strählen“ zu, wenn also die Narren in Häs (Kostüm) und Larve (Maske) ihren Bekannten auf der Straße oder im Wirtshaus auf humorvolle Weise vermeintliche Wahrheiten ins Gesicht sagen. „Schnurren“, „hecheln“, „welschen“, „aufsagen“ und „intrigieren“ sind weitere regionale Bezeichnungen für diese Art der Bräuche, bei denen die Mitmenschen mit Witzen oder Sprüchen gerügt, aber nie beleidigt werden.
In der Tradition des Narren stehen auch die Büttenredner bei den Karnevalssitzungen in Mainz, Trier oder Koblenz, die – zumindest ursprünglich – satirische Kritik am politischen und gesellschaftlichen Geschehen üben. Und natürlich stürmen zu Beginn der Fastnacht überall im Südwesten Narren die örtlichen Rathäuser, um während der fünften Jahreszeit die Macht zu übernehmen und die gewohnte Ordnung außer Kraft zu setzen.