Tischmanieren: Sind Tischregeln beim Essen heute noch wichtig?

Antwort in aller Kürze

Tischmanieren erleichtern das Zusammenleben und zeigen Rücksicht auf andere. Sie sind kulturell geprägt und variieren weltweit. In Deutschland gelten Regeln wie der richtige Umgang mit Besteck oder eine gerade Sitzhaltung. Die sogenannte „Bestecksprache“ zeigt an, ob man mit dem Essen fertig ist oder nicht.

Die ausführliche Antwort der EDEKA Expert:innen

Warum sind gute Tischmanieren wichtig?

Tischmanieren lernen wir von klein auf und vieles ist gesellschaftlicher Konsens. Sie erleichtern das Zusammenleben und verdeutlichen schon kleinen Kindern die Wichtigkeit, auf andere Rücksicht zu nehmen. Zu den einfachsten Tischmanieren gehört beispielsweise:

  • nicht laut zu rülpsen

  • nicht mit den Fingern, sondern dem Besteck zu essen

  • Messer und Gabel nicht in der ganzen Faust zu halten, sondern mit zwei Fingern zwischen Daumen und Zeigefinger

  • gerade zu sitzen

  • die Ellenbogen nicht auf den Tisch zu stützen.

Interessanterweise war das aber nicht immer so: Selbst der Adel hat früher durch ein herzhaftes Aufstoßen gezeigt, wie gut das Essen schmeckt. Und die Hände zu Hilfe zu nehmen, war lange Zeit völlig normal. Heute sind diese Verhaltensweisen verpönt und Essbesteck ist eine Selbstverständlichkeit. Dafür hat unter anderem der berühmte Benimm-Ratgeber „Über den Umgang mit Menschen“ von Graf von Knigge gesorgt. Tischmanieren und Benimmregeln heißen seitdem synonym zu ihrem Verfasser „Knigge“.

So weit, so einfach. Kleine Fallstricke und No-Gos bei den Tischmanieren sind aber mitunter nicht so leicht zu erkennen, das gilt besonders in der gehobenen Gastronomie. Die Tischmanieren in puncto Besteck etwa können ganz schön vertrackt sein. Oder wusstest du, dass es eine „geheime“ Bestecksprache gibt? Bei einem gehobenen Essen kann es also vorteilhaft sein, zu wissen, was du mit der Ablage von Messer und Gabel auf dem Teller ausdrückst. Und die Tischmanieren nach Knigge sind hier sowieso Pflicht.

Die Bestecksprache bei Tisch

Bei der Bestecksprache gibt es feste Anordnungen, auch „Besteck-Uhr“ genannt. Die Stellung „20 vor 8“ etwa bedeutet, dass es dir nicht geschmeckt hat. Das Gegenteil drückst du aus, wenn du Messer und Gabel „5 nach halb 7“ platzierst. Gekreuztes Besteck auf dem Teller signalisiert, dass du noch nicht fertig bist und gut einen Nachschlag vertragen könntest. Und die Position „20 nach 8“ vermittelt dem Kellner, dass du gerade eine Pause machst, um dich beispielsweise den Gesprächen beim Essen zu widmen. Bist du mit dem Essen fertig und möchtest, dass abgeräumt wird, wählst du die „20-nach-4“-Stellung – das Messer ist dabei der Stundenzeiger. Wer es besonders korrekt machen will, richtet die Schneide nach rechts aus. Beachte jedoch generell: Die Bestecksprache spielt heute nur noch in der gehobenen Gastronomie eine Rolle.

Ist die Bestecksprache noch von Bedeutung?

Ob die Besteckregeln nach dem Essen wirklich Beachtung finden, ist eine Frage des Restaurants und der Gäste. In der gehobenen Gastronomie spielt die Bestecksprache eher eine Rolle als in einer gutbürgerlichen Gaststätte. Und bei Fingerfood kannst du das Ganze naturgemäß komplett vergessen. Freiherr von Knigge selbst hat der richtigen Tischordnung des Bestecks und dem Verhalten beim Essen weit mehr Bedeutung zugemessen als der Frage, wie du das Besteck auf den Teller legst. Lediglich die Esspause- und -ende-Positionen gelten als gängig. Deinen Unmut oder Komplimente an den Küchenchef drückst du also besser verbal aus.

Tischregeln für Kinder und Erwachsene machen vieles einfacher

Beim Essen zu Hause kann es natürlich zwangloser zugehen, trotzdem erleichtern grundlegende Tischmanieren für Kinder wie Erwachsene ein harmonisches Zusammenleben. So nervt es einfach, wenn der Dreijährige ständig vom Tisch aufspringt und Papa nur aufs Smartphone starrt. Vereinbare also ruhig ein paar Regeln für gutes Benehmen bei Tisch, an die sich alle halten müssen. Zum Beispiel:

  • Mobiltelefon, Spielzeug und die Tageszeitung sind bei Tisch tabu.

  • Der Teller wird nicht überladen.

  • Man beginnt erst zu essen, wenn jeder versorgt ist.

  • Gabel und Löffel mit dem Essen wandern zum Mund und nicht der Mund zum Essen.

  • Alle bleiben sitzen, bis der Letzte aufgegessen hat.

Wichtig für Eltern: Lebe deinem Nachwuchs die Regeln vor, indem du dich selber daran hältst. Eine spielerische Vermittlung mit viel Lob statt Tadel ist eine erfolgversprechende Strategie bei der Erziehungsarbeit. Kinder ab vier Jahren lernen so mit Spaß Tischmanieren.

Tischsitten in Deutschland und weltweit

So manches No-Go bei den Tischmanieren gilt übrigens nur hierzulande. Weltweit herrschen mitunter ganz andere Tischsitten. Bei der chinesischen Tischkultur etwa darf geschmatzt und gerülpst werden. Wer im Ausland zu Gast ist oder in Deutschland von Freunden aus diesen Kulturkreisen zum Essen eingeladen wird, tut also gut daran, sich vorab zu informieren – so vermeidest du unliebsame Überraschungen. Apropos: Einige auf den ersten Blick unwahrscheinliche Fauxpas sind überraschenderweise auch in Deutschland keine. So kannst du unter bestimmten Voraussetzungen den eigenen Wein mit ins Restaurant nehmen. Hättest du es gewusst?

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